Heimat
Zur Aktualität eines altmodischen Wortes
Harald Tesan
In der BBK-Jahresausstellung gehen 56 Künstlerinnen und Künstler der Frage nach, woran sich Identität knüpft und finden darauf mindestens ebenso viele Antworten. Am deutschen Wesen muss die Welt zum Glück nicht mehr genesen und so reibt sich der Heimatbegriff der Künstler von heute nicht mehr am nationalen Pathos, an dem sich noch der Zorn der 68er entzündete.
Vielfach finden subtile Ich-Erkundungen oder solche des nächsten Umfeldes zwischen Heim und Herd statt. Manche Künstler entlarven eine verlogene öffentliche Folklore, begegnen dem Klischee von einer heilen Welt mit Ironie. Bei einigen verschwimmen Farben und Konturen, scheint Heimat ungreifbar wie ein Traum. Wieder andere zeigen klar definierte persönliche Sehnsuchtsorte. Oder sie legen Stellen der Erinnerung, Befremdung bzw. Verletzung bloß, die wiederum subjektiver oder kollektiver Natur sein können. Insgesamt entfalten sich die kreativen Expeditionen zwischen Nabelschau und einem Streben nach dem Unerreichbaren, zwischen Mikro- und Makrokosmos. Die künstlerischen Annäherungen an ein kontrovers diskutiertes Thema lehren, Heimat als einen Möglichkeitsraum wahrzunehmen, der im schöpferischen Prozess angeeignet und aktiv mitgestaltet wird. Der Mensch als ein Kulturwesen kann, darf, soll Heimat als ein dynamisches Konzept begreifen, nicht als amtlichen Herkunftshinweis. Dann vielleicht erschließt sich ihm jene komplexe Nahwelt, die als Garant für Sicherheit auftritt und gerade deshalb die Weite dafür liefert, offen für Andere(s) zu sein.
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Geborgenheit
"Ich drücke mein Gesicht an seine dunkle, warme Rinde und spüre Heimat - und bin so unsäglich dankbar in diesem Augenblick."
Sophie Scholl
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Doppelte Identität
"Denn nichts is doch süßer als unsere Heimat und Eltern, wenn man auch in der Fern' ein Haus voll köstlicher Güter unter fremden Leuten, getrennt von den Seinen, bewohnet.""
Homer
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Utopie [Überall und nirgendwo]
"Ein Haus wird nur einmal gebaut, ein Zuhause aber täglich neu."
unbekannt
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Emblem
"Heimat ist ein geistiger Raum, in den wir mit einem jeden Jahre tiefer eindringen."
Reinhold Schneider
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Befremdung
"Der heutige Mensch ist ein heimatloser trunkener Söldner geworden, der sich ebensogut für
das Gemeine wie für das Hohe anwerben läßt."
Albert Schweitzer
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Erinnerung
"...jene gebrauchten Dinge, warm von der generationenlangen menschlichen Berührung, die unentbehrlich in der menschlichen Landschaft sind."
Susan Sonntag
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Körper-Wohnungen
"Heimat ist kein geographischer Begriff. Man trägt sie in sich selbst."
Andrej Sinjawski
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Dialog
"Nicht da ist man daheim, wo man seinen Wohnsitz hat, sondern wo man verstanden wird."
Christian Morgenstern
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Tod und Verlust
"Heimat ist da, wo einer stirbt, nicht da, wo einer lebt. Und wenn die Reihe mal an mir ist, dann
soll es in Hamburg sein."
Hans Albers
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Klischee
"Der Mensch ist ein Wirbeltier und hat eine unsterbliche Seele sowie auch ein Vaterland, damit er nicht zu übermütig wird."
Kurt Tucholsky
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